von Heribert Döring-Meijer
Sucht und Loyalität zum Familiensystem
Wer beruflich oder privat mit Sucht konfrontiert ist, weiß wie schwierig es ist, den Betroffenen zu helfen. Einerseits kennen diese die schwerwiegenden Folgen ihres (gesundheits-)schädlichen Verhaltens nur zu genau und leiden daran. Andererseits kehren viele – auch nach längeren Pausen – wieder zu ihren alten Mustern zurück.
Geht man von verschiedenen Ebenen des „Wissens“ aus, erreicht man mit einem Mehr an Verhaltensmöglichkeiten und Faktenwissen über Sucht lediglich einen Teil der Betroffenen. Die (insgeheime) Loyalität zum Leidensweg scheint hingegen auf einer anderen Ebene angesiedelt zu sein – sei es auf einer spirituellen oder auf einer systemisch-phänomenologischen.
Eine Art des Zugangs mag die Familienaufstellungsarbeit von Bert Hellinger sein. Im vorliegenden Buch werden Aufstellungen mit Suchtkranken beschrieben, wobei die Grunddynamiken (Bindung-Ordnung-Ausgleich) im Familiensystem der Betroffenen herausgearbeitet werden. In Form von Transkripten und Aufstellungsbildern werden diese in ihrem Verlauf dargestellt.
Die dokumentierten Aufstellungen geben Einblick in mögliche Dynamiken hinter dem eigentlichen Verhalten. Somit kann die ursprüngliche Absicht gewürdigt werden und eventuell neues entstehen. Für Therapeuten und auch für Betroffene sicherlich eine Bereicherung ihres bereits vorhandenen Wissens um Sucht und deren Ursachen.