von Kurt Singer
Wer ist nun der Sündenbock? Schwierige Frage…

Das Buch ist absolut lesenswert für LehrerInnen und auch für Eltern. Die angeführten Beispiele sind keineswegs aus der Luft gegriffen und auch keine Seltenheit. Es gibt sicherlich Probleme in der Schule, in der Art und Weise, wie LehrerInnen mit SchülerInnen umgehen und gewiß hat dies zu oft langfristige negative Auswirkungen auf weitere Lebenswege – ABER auf beiden Seiten!!! Und genau das ist der Punkt, der bei diesem Buch leicht untergeht.

Bei den eher unterlegenen SchülerInnen führen manche Äußerungen und Verhaltensweisen von Lehrern zu Selbstzweifeln und Beeinträchtigungen von Schulunlust bis Lernhemmungen. Andererseits ist auf Seite der tendenziell ´mächtigen´ LehrerInnen das vielbesagte und weitverbreitete Phänomen des ´Burnout´ festzustellen. Irgendwas läuft also in der heilen Welt unseres Schulsystems nicht so, wie es sein sollte. Kurt Singer liefert hierzu sicher einen lesenswerten, realistischen Beitrag zur aktuellen Ist-Situation. Allerdings vermisse ich in dem Buch eindeutig konstruktive Ideen für eine beiderseits (Lehrer und Schüler) funktionierende Lösung in zukünftigen Lehr-Lern-Arrangements. Eltern fühlen sich mit den aufgeführten Beispielen bestimmt zum Handeln motiviert und das ist zu einem gewissen Grad auch wünschenswert. Allerdings werden LehrerInnen gleichzeitig zu undifferenziert als potentielle ´Täter´ dargestellt. Und darin stimme ich mit dem Autor absolut nicht überein, sondern sehe eher Entwicklungsbedarf in der Lehreraus- und Fortbildung.

Insgesamt ist es ein durchaus gelungenes Buch, das zwar die ´Schüler-als-Opfer´-Seite überbetont …. andererseits der weitgehenden Tabuisierung einer ´Lehrer-Täterschaft´ beim Thema ´Gewalt an Schulen´ einen bedenkenswerten blinden Fleck aufzeigt.