von Hans van der Loo, Willem van Reijen
Paradoxien der Modernisierung
Schon seltsam, das hier noch keine Rezension dazu geschrieben wurde, denn „Modernisierung – Projekt und Paradox“ ist eines der Soziologiebücher, die ich nicht nur sehr lesenswert, sondern auch alltagsnah und bereichernd fand. Eigentlich mußte ich nur ein Kapitel des Buchs für ein Seminar vorbereiten, doch spannend und verständlich geschrieben habe ich es letztlich ganz gelesen. Was will ein Autor mehr?
An Inhalt wird dabei das Phänomen der Modernisierung durchleuchtet. Ausgehend von Parsons Handlungschema zur Erfassung gesellschaftlicher Wirklichkeit wird den vier Perspektiven je ein Aspekt des Modernisierungsprozesses zugeordnet:
- Struktur —> Differenzierung (Maßstabsverkleinerung, -vergrößerung)
- Kultur —> Rationalisierung (Pluralisierung, Generalisierung)
- Person —> Individualisierung (Verselbständigung, Abhängigwerden)
- Natur —> Domestizierung (Dekonditionierung, Konditionierung)
In Klammern sind jeweils die beobachtbaren, gegenläufigen Entwicklungstendenzen aufgeführt, die schon im Untertitel „Projekt und Paradox“ erwähnt werden. Gerade diese dem Modernisierungsprozess innewohnenden, scheinbaren Widersprüchlichkeiten werden von den Autoren in Reichweite und Konsequenz erfasst und ausführlich – lesenswert – dargestellt. Ich denke, wer nach der Lektüre dieses Buchs ein wenig mit diesen Begrifflichkeiten gedanklich jonglieren kann, der wird auch ein gutes Stück besser aktuelle Entscheidungen in Politik und Wirtschaft verstehen.